Wuhan Virus Genesis

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Leserstimmen

“Die Geschichte in diesem Buch ist sehr mitreißend. Es wird anschaulich beschrieben, wie der Hauptcharakter im Zwiespalt zwischen zwei Fronten sitzt. Sehr zu empfehlen!”

Amazon-Rezensent

“Der Autor hat den Roman auf Basis wahrer Begebenheiten geschrieben, die er selber recherchiert hat, das verleiht dem Thriller einen besonders beklemmenden Touch.”

Amazon-Rezensent

Zum Inhalt

Die schreiende Mutter hält das aus den Ohren und der Nase blutende Kind in den Armen und schüttelt es. Es ist tot und auch sie wird diese Welt in wenigen Augenblicken verlassen. Sie sind gemeinsam Passagiere auf Flug MH370.

239 Menschen sterben an Bord von MH370 und nur Charles wird den Grund erfahren. Der Patentanwalt arbeitet in Austin für eine Firma, die einen fanatischen Boss an der Spitze hat. Er hat einen Plan: Er will gefährliche Technologie an das Pentagon und nach Peking verkaufen.

Hin- und hergerissen zwischen den Allmachtphantasien seines Chefs und seinem Bauchgefühl sieht Charles sich zunehmend in der Falle sitzend. Als er erfährt, dass die Firma ihn benutzt, um einen tödlichen Virus nach China zu schmuggeln, ist es zu spät.


Leseprobe

Prolog

Die schreiende Mutter hält das aus den Ohren und der Nase blutende Kind in den Armen und schüttelt es. Es ist tot und auch sie wird diese Welt in wenigen Augenblicken verlassen. Sie sind gemeinsam Passagiere auf Flug MH370. Das ist das Ende.

Kapitel 1

Diese Geschichte nimmt ihren Ursprung in Texas. Wir sind in Austin. Für Texas ist Austin eine liberale, wenn nicht sogar eine alternative Stadt. Ein idealer Ort, um unauffällig ein normales Leben vorzutäuschen. Um downtown oder in einer Vorortsiedlung die Kinder in die Schule zu bringen. Sich am Wochenende mit Lucy und Mike, unseren Nachbarn, zu treffen. Um gemeinsam Kuchen für die Kinder zu backen, während die Männer draußen auf der Holzterrasse sitzen und in ihren Holzfällerhemden ein Budweiser trinken. Lucy habe ich das erste Mal vor der Schule getroffen. Sie bringt ihre Kinder immer mit dem Auto dorthin, obwohl wir gegenüber wohnen und der Bus direkt vor unserem Haus abfährt. Sie erzählt viel. Vor allem erzählt sie gerne, was sie sich wieder Neues gekauft hat, »von Mikes Geld«. Wenn sie dann einen Punkt gemacht hat, zwinkert sie mir zu. Das Zwinkern erinnert mich an das Zwinkern meiner Schulfreundin in Erfurt. Als Mira damals im Drogeriemarkt ein Haargummi geklaut hatte. Dann erinnere ich mich an Erfurt und meine alte Freundin. So verschieden sind die Menschen doch gar nicht. Hier in Austin oder dort in Erfurt.

Lucy wird nicht meine beste Freundin werden, ist aber zurzeit meine einzige hier. Ich weiß gar nicht so genau, was ich an ihr gut finde. Dass sie mich einfach angesprochen hat und besorgt um ihre Kinder erschien. Aber welche Mutter ist das nicht? Besorgt um ihre Kinder. Als wir eines Tages zurück nach Hause kamen, lud sie mich auf ein Getränk ein. Wir saßen auf ihrer Holzterrasse. Es gab Bionade. Eine große Fliege landete in meinem Drink. Lucy erzählte ohne Punkt und Komma und ich überlegte, ob ich die Fliege einfach mit dem Finger herausfischen sollte. Es hatte bestimmt fünfunddreißig Grad vor der Tür. Mein Blick schweifte über die Terrasse. Lucy redete und redete, und ich bekam Durst. Über der Straße flimmerte die heiße Luft. Ein Pick-up fuhr vor. Ein attraktiver junger Mann lief um das Auto herum und zog zwei Autoräder vom Wagen. Ich schaue verlegen auf die Fliege in meinem hellblauen Glas mit Bionade. Wenn Lucy jetzt noch eine Minute länger ohne Punkt und Komma spricht, schütte ich den Drink samt Fliege auf die Terrasse. Die Hälfte bleibt bestimmt noch drin, um meinen Durst zu stillen. Spontane Handlungen können nicht schlecht sein, da ja kein Vorsatz dahintersteckt, denke ich mir, und schütte die Flüssigkeit mit Schwung auf die Terrasse.

»Lucy, ich bin zurück«, sagt der attraktive junge Mann, der gerade auf die Holzterrasse springt. In diesem Moment hat er die Hälfte der Bionade auf seiner Jeans und seinem blaugelb karierten Holzfällerhemd. »Es ist eh zu warm für die Klamotten«, sagt er zu seiner Frau. »Bekomme ich auch 9 eine Limonade, Lucy, im Glas, bitte?«, und kneift die Augen genauso zusammen wie Lucy.

Mike, Mike, Mike, jedes zweite Wort ist Mike. »Ich weiß, wie er heißt«, sage ich zu ihr. Lucy erzählt ohne Unterlass von ihrem Mann. Jetzt hat er sich hingesetzt und sich von dem nassen Hemd befreit. Die Limonade klebt noch an seinem Bauch und kurzzeitig kommen mir Gedanken, die ich sofort verdrängen muss. Sein Oberkörper bewegt sich langsam auf und ab. Er atmet tief. Von der Hitze oder vom Abladen der Reifen. Aber er ist total ruhig und entspannt. So stelle ich mir einen Mann vor.

Mein Mann arbeitet in der IT-Branche. Er hat Arme wie Mikadostäbchen und in seinen Ohrmuscheln wachsen Haare. Aber er ist ein gütiger Mensch. Denkt nichts Böses und würde mich mit einem attraktiven Tauchlehrer sogar allein auf eine Tagestour schicken, während er im Büro Überstunden schiebt.

Man kann nicht alles haben. Ich bin dankbar für mein Leben und für die Sicherheit. Dankbar, an diesem Ort zu sein. Raus aus der Provinz und dem kalten Winter in Deutschland. Ich will nicht meckern. Das Leben ist schön, und so soll es bleiben.

Mike ist geheimnisvoll, obwohl offen und direkt. Das, was andere Männer so durchschaubar macht, bewirkt in seinem Fall das Gegenteil. Jeder Satz, jede Gestik kommt mir bekannt vor und trotzdem scheint hinter allem, was er sagt und tut, sich für mich eine Tür zu verschließen, anstatt sich zu öffnen. Ich will mehr über ihn wissen, ohne neugierig zu wirken oder Lucys Gefühle zu verletzen. Ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen und Lucy erzählen, wie toll ich ihren Mann finde.

Austin ist ideal, um meinem Mann und den Kollegen seiner Firma eine ungestörte Arbeit zu ermöglichen. Eine Atmosphäre der Balance zwischen der IT-Arbeit meines Mannes und der Familie zu erzeugen. »Es wird schwer und ich werde am Anfang nicht so viel Zeit haben für dich«, sagte Charles. So heißt übrigens mein Mann. Dass es so wenig Zeit sein würde, damit hätte ich nicht gerechnet. »Lilly, ich glaube, es ist ein guter Platz, trotz der neuen Herausforderung. Hier habe ich das Gefühl, mich von den Aufgaben und der Geheimniskrämerei gelegentlich lösen zu können und das Leben zu genießen.« Die Worte von Charles habe ich noch im Ohr. Wir waren das erste Mal vor zwei Jahren hier gewesen und nach dem Vorstellungsgespräch in der Firma hatte mich Charles gebeten, beim zweiten Termin mitzukommen. »Mein zukünftiger Chef will die Familie seiner Mitarbeiter kennenlernen. Wie findest du das?«, hatte er mich gefragt.

Wir hatten dann im Vorzimmer gesessen. Charles fingerte an den Knöpfen seines Hemdes herum und versuchte die Katzenhaare auf seinem dunklen Sakko zu entfernen. Ich bemerkte, dass der oberste Knopf meiner Bluse abgerissen war, und dachte mir, dass das wohl recht obszön wirken könnte, wenn so eine Frau ihren Mann beim zweiten Vorstellungsgespräch begleitet.

Wir hatten dann bei Charles zukünftigem Chef im Büro gesessen. Es war schlicht eingerichtet. Ein großer Raum mit einem riesigen, ovalen Tisch darin. In einer Ecke standen Stühle übereinandergestapelt. Mr Whiteman saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte eine schöne Kopfform. Etwas nervös war er und strich sich seine glatten blonden Haare jede Minute aus dem Gesicht.

»Wissen Sie, Charles, ich habe Ihnen ja schon gesagt, was wir hier so arbeiten. Das ist der Grund, weshalb ich Ihre Frau sehen wollte. Wir haben unbedingtes Vertrauen in unsere Angestellten. Ihre Frau muss auch unbedingtes Vertrauen in Sie haben. Es sollte nicht so sein, dass Sie jeden Abend nach Hause kommen und Ihrer Frau erzählen, was Sie so alles den ganzen Tag über hier gemacht haben. Wir arbeiten hier an Dingen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Nichts Geheimes oder so, aber auch nichts, um es bei der nächsten Gartenparty ihren Nachbarn zu erzählen.«

Dann sah er mich an. »Also ich muss von Ihnen wissen, wie loyal Sie Ihrem Mann gegenüber sind. Darf ich Ihren Namen erfahren?«, fragte er mich und musterte meine Bluse. »Lilly, ich bin Lilly. Schön, Sie kennenzulernen. Ich vertraue meinem Mann voll und ganz und er erzählt sowieso nicht so viel von seiner Arbeit. Ich habe es nicht so mit Zahlen, und mit Paragrafen auch nicht. Von daher passt das schon. Sie können sich auf mich verlassen.«

Mr Whiteman zwinkert auch. Ich frage mich, ob das ein geheimes Zeichen in Austin ist. Ich bin mir sicher, irgendwann kenne ich die Antwort, denke an meinen abgerissenen Blusenknopf und spare mir zurückzuzwinkern. Das könnte in dieser Situation falsch verstanden werden. »Unser Unternehmen, Lilly, hat seit ungefähr zehn Jahren seinen Hauptsitz in Austin. Ich laufe hier am Colorado River entlang, so wie ich auch in China einen Fluss entlanggelaufen bin. Welcher Fluss das gewesen ist, darüber kann ich Ihnen nichts sagen. Ihrem Mann vielleicht später. Ja, das wäre möglich.« Sein Blick gilt nicht mehr mir.

»Charles, sind Sie dabei?« Charles wirkt überrumpelt. »Klar bin ich dabei«, sagt mein Mann. Mir erscheint das, ich weiß nicht warum, leichtfertig von ihm zu sein, in diesem Moment so etwas zu sagen, und dann noch in diesem beiläufigen Ton. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht mich.


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Hintergrund

Ich habe die Passagiere der MH370 vor ihrem letzten Abflug im Terminal getroffen, bevor ich kurze Zeit später nach Sydney flog.

Zum rätselhaften Schicksal dieser Menschen und zum letzten Flug der MH370 habe ich recherchiert und Politiker in Asien und Europa interviewt. Daraus ist mein Politthriller Wuhan Virus Genesis entstanden.