Das Curaçao-Komplott

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Leserstimmen zum autobiografischen Roman

“Fesselnd und authentisch, klare Empfehlung!”

Amazon-Rezensent

“Das Buch ist flüssig zu lesen... Mein Fazit: sehr zu empfehlen für alle, die gerne wahre Geschichten lesen.”

Amazon-Rezensent

Zum Inhalt

Der Wärter verlangt, dass ich meine Uhr ablege. Dann will er den Ehering haben. Er wird ungeduldig, als ich den Ring nicht gleich abbekomme. „Beeil dich, sonst hacke ich dir den Finger ab!“, blafft er mich an, ohne hochzuschauen. Er trägt einen Schlüsselbund am Gürtel und öffnet jetzt eine Tür. Vor mir schmale Eisentüren mit Gitterstäben. In Bauchhöhe eine kleine Luke. Darüber Nummern. Die Tür von Nummer 1 steht offen. Die Wache schubst mich hinein und schlägt die Tür zu. Der Schlüssel dreht sich im Schloss… Und ich bin gefangen.

Jo ist ein erfahrener deutscher Pilot, der für unterschiedliche Auftraggeber arbeitet. Als er von einem türkischen Luftfrachtunternehmer engagiert wird, ist es für ihn ein Job wie jeder andere. Es geht auf die Karibikinsel Curaçao. Doch statt blauen Likörs und schöner Strände erwartet ihn die schlimmste Zeit seines Lebens. Er wird in die schmutzigen Drogengeschäfte seines Auftraggebers hineingezogen und landet unverschuldet im Gefängnis. Ein Albtraum beginnt. Das vermeintliche Paradies verwandelt sich in eine Hölle.

Ein erschütternder Erfahrungsbericht über skrupellose Drogenhändler, Korruption und Polizeiwillkür und darüber, wie schnell das Leben aus den Fugen geraten kann.


Leseprobe

Unterwegs nach Curaçao

Am 27. September 2016 ist es so weit. „Jo, morgen früh um 6 Uhr fliegen wir“, sagt mir Donald am Telefon. Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Noch vor Sonnenaufgang betrete ich am nächsten Morgen die Lobby. Ich hatte ein Lunchpaket bestellt, und der freundliche ältere Herr hinter dem Tresen überreicht es mir.

Die Drehtür steht still. Es ist noch dunkel. Dann sehe ich die Scheinwerfer eines heranfahrenden Autos. Midlander steigt aus und öffnet die Heckklappe. Ich packe meinen Koffer hinein. Wir fahren los. Auf der Rückbank liegen Zeitungen für die Passagiere und Getränke in Plastiktüten. Der Auspuff ist immer noch nicht repariert. Er klappert bei jedem Schlagloch. Unterwegs halten wir an einer Tankstelle. Midlander braucht Zigaretten.

Erst jetzt fällt mir auf, dass Donald nicht dabei ist. Auf meine Frage sagt Midlander: „Donald kommt nicht mit, er hat etwas anderes zu tun.“ Ich bin verwundert. Gestern schien er geradezu begeistert und hatte sich ganz offensichtlich auf den Flug gefreut. Seltsam. Auf der anderen Seite bin ich nicht besonders traurig darüber. 72 Donald, der Checkkapitän der Boeing 747, hat mir auf dem Flug nach Minsk permanent über die Schulter geschaut und ich fühlte mich beobachtet. Ohne ihn ist mehr Platz im Cockpit.

Als wir den Flughafen erreichen, setzt die Dämmerung ein. Ein Auto fährt uns zum Flugzeug. Midlander dreht den Schlüssel in der Tür herum und zieht den Griff heraus. Er lässt die Tür vorsichtig herunter. Ich klemme die Batterie an und starte das Hilfstriebwerk. Nach ein paar Minuten schalte ich den Generator ein und die Klimaanlage. Ich ziehe den Vorhang vor die Tür, und es wird langsam kühler im Flugzeug. Wasserdampf aus der Klimaanlage wabert über den Teppich der Kabine. Die Scheiben sind beschlagen. Auf den Tragflächen hat sich Feuchtigkeit gebildet.

Um uns herum segeln kleine Vögel. Ich denke an die Schwalben zu Hause in Weimar. Dann höre ich den letzten Wetterbericht vom Band und lade den Flugplan nach Santa Maria in den Bordcomputer. Der Tankwagen kommt, danach das Toilettenauto. Am Ende noch der Wasserwagen. Die Passagiere, so sagt man mir, reisen nur mit Handgepäck. Nach einer halben Stunde ist alles vorbereitet. Ich rufe die Bodenfrequenz 73 und frage nach unserem Flugplan.

Wir haben kein Zeitfenster für den Abflug und sind jetzt bereit. Midlander liest die Checklisten vor, und ich bestätige alle Punkte. Unsere Passagiere, Kasimir und seine Frau, erreichen das Flugzeug, und ich schließe die Tür. Nach zehn Minuten haben wir unsere Freigabe. Ich lasse die Triebwerke an und verlange nach der „after engine start checklist“. Kurze Zeit später rollen wir zur Startbahn. Wir erhalten unsere Startfreigabe. Ich schalte die Scheinwerfer an. Unser Flieger beschleunigt rasch auf 80 Knoten. Ich nehme die linke Hand von der Bugradlenkung. Bei 122 Knoten erreichen wir die Geschwindigkeit, bei der ich den Start nicht mehr abbrechen kann. Beide Hände sind nun am Steuer. Ich stelle den Flieger langsam mit einem Winkel von 15 Grad in den Himmel. Das Fahrwerk fährt ein, und wir beschleunigen auf 250 Knoten.

Der Turm von Istanbul übergibt uns an die Abflugkontrolle. Nachdem wir 10.000 Fuß passiert haben, wird es ruhig. Midlander arbeitet weiter die Checkliste ab, und ich stelle eine Flasche Mineralwasser auf die Klimaanlage. Im Rücken kann ich die Sonne fühlen. Die Sicht ist gut. Wir fliegen nach Osten. 74 Kasimirs Ehefrau ist wortkarg und wirkt angespannt. Sie bedient sich selbst in der Küche und macht für uns Kaffee. Dann bringt sie Kasimir einen Tee. Ich knabbere an meinem Lunchpaket. Midlander sagt auch nicht viel. Er dreht an verschiedenen Knöpfen herum, was ich nicht leiden kann. Schon gar nicht, wenn sie auf meiner Seite sind. Zumindest könnte er mir vorher sagen, was er verstellen will. Ich schaue aus dem Fenster. Midlander erzählt wieder von seiner Tochter. Auch von seiner Mutter, der er in Istanbul eine Eigentumswohnung mit Blick aufs Meer gekauft hat. Ich spüre, wie stolz er darauf ist.

Er habe in Curaçao auch etwas zu erledigen, erzählt er mir. Ich bin froh, dass ich dort nichts zu tun habe und sorglos den Strand genießen werde, um zwei Tage später mit einem leichten Sonnenbrand in den deutschen Herbst zurückzufliegen. Was Kasimir, seine Ehefrau und Midlander in Curaçao vorhaben, werde ich erst sehr viel später erfahren. Nach Santa Maria ist es nicht mehr weit. Von Osten überfliegen wir die Insel. Sie ist auf 75 dieser Seite bergig und grün. Auf der Westseite, wo der Flughafen liegt, sieht sie braun und trocken aus. Wir fliegen direkt an der Küste entlang. Sie ist steil, und man sieht weiße Sandstrände in kleinen Buchten. Auf dem Rollfeld sind wir das einzige Flugzeug. Zwei Mitarbeiter des Flughafens klopfen an die Tür. Wir wollten tanken und uns kurz die Beine vertreten, sagen wir ihnen. Ich laufe über das einsame Rollfeld zum Terminal. Die Menschen hier wirken langsam und melancholisch. Ich lese, dass nur ungefähr 5.000 Personen auf der Insel leben. Der Flughafen war bis 1970 ein Tankstopp für Transatlantikflüge. Dann verwaiste er. Das Flughafenpersonal scheint trotz unserer Ankunft nicht aus seiner Lethargie zu erwachen. Es dauert eine Stunde, bis der Tankwagen die Rechnung fertig und der Zoll unsere Ausweise kontrolliert hat. Ich lehne mit dem Rücken an der Terminalwand und schaue zu unserem Flugzeug. Santa Maria hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Wir sind mit der Sonne im Rücken geflogen und haben zwei Stunden gespart.

Mit etwas Glück erreichen wir Curaçao vor Sonnenuntergang. Während ich unseren nächsten Flug vorbereite 76 und den Bordcomputer programmiere, raucht Kasimir vor der Flugzeugtür eine Zigarette. Ich ziehe den Vorhang zu. Die Sonne steht senkrecht. Auf der Funkfrequenz ist es ruhig. Der Flughafen ist leer. Wer verirrt sich schon nach Santa Maria. Endlich schließt Midlander die Tür. Die Triebwerke summen, und langsam rollen wir zur Startbahn. Zwanzig Minuten später haben wir unsere Reiseflughöhe erreicht. Der Horizont hebt sich kaum vom Ozean ab. Dort, wo Schiffe durchs Wasser pflügen, sieht man weiße Gischt. Es sind wenige Zirruswolken am Himmel.

Midlander spricht jetzt erstmals von dem ursprünglichen Plan, nach Afrika zu fliegen. Sie hätten einen Auftrag an der Elfenbeinküste gehabt. „Und was ist daraus geworden?“, frage ich ihn. Er antwortet knapp, dass das Schiff eine andere Route genommen habe und man sich jetzt in Curaçao treffe. Was für ein Schiff?, denke ich. Aber in diesem Moment ruft uns der Tower in Santa Maria. Midlander reagiert nicht. Ich 77 antworte für ihn. Offensichtlich hat er es nicht gehört.

Ich schaue Midlander von der Seite an. „Warum meldest du dich nicht sofort, wenn der Tower uns anfunkt? Wir benötigen unsere Freigabe, und in wenigen Minuten sind wir nicht mehr über die VHF-Frequenz zu erreichen, nur noch über Kurzwelle.“ Midlander schweigt. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Typen. Er hat eine Airline, zu der es auch eine Internetseite gibt. Okay. Herr Morf, auf den ich mich eigentlich verlassen kann, hat mir den Kontakt vermittelt.

Ich habe mich bei einer anderen Firma über den Klienten erkundigt, aber viel erfahren habe ich nicht. Ich, der immer alles vorausplant. Klar, sonst wäre ich nicht Pilot geworden. Meine Familie und Freunde denken bis heute noch, dass Piloten mit weißem Hemd und Mütze für gewöhnlich stundenlang in Kaffees sitzen, natürlich mit Sonnenbrille, das Leben genießen und an jeden Ort dieser Welt sein können. Sie verbinden den Beruf mit Freiheit. Doch Freiheit bedeutet, den Ort wählen zu können. Und eine Wahl habe ich nicht. Ich fliege dahin, wohin der Kunde möchte. Das Gefühl der Freiheit ist trügerisch.


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Warum dieses Buch?

In diesem Buch erzähle ich meine Erlebnisse, so wahrhaft und lebendig, wie sie passiert sind.

Doch dabei beschränke ich mich nicht allein auf meine wirklich traumatischen Erfahrungen: Ich schildere in den scheinbar ausweglosen Situationen meine Erinnerungen an meine Kindheit in Thüringen, an Ferien an der Ostsee, an Spaziergänge durchs schöne Weimar oder daran, wie ich meine Frau kennengelernt habe.

Diese atmosphärisch starken Bilder sind es, die der Figur des Piloten Jo dabei helfen, die Nerven nicht zu verlieren und die Zeit im Gefängnis zu überstehen.